Sonntag, 1. November 2009




Einige Zeit ist seit dem letzten Eintrag vergangen und es ist recht viel passiert. Ich habe eine eindrucksvolle 3-Tage-Reise in den Norte Chico hinter mir, die erste Party wurde im Casa Alberto veranstaltet und es stellt sich immer mehr ein Alltag ein.
Zur Norte Chico-Reise: Da (wie im letzten Eintrag bereits erwaehnt) Montag, der 12. Oktober Feiertag war, haben Benni, Teo und ich, ohne wirklich handfeste Informationen ueber dieses Gebiet zu haben (ein wages "Lonelyplanet-Bild"), eine Busfahrt in der Nacht von Freitag auf Samstag von Santiago nach Vallenar, ein verschlafenes Staedtchen in der Wueste, gebucht. Nach einem Fruehstueckskaffee und mit dem Gefuehl, Vallenar sei nicht unbedingt der Ort, an dem wir die naechsten 3 Tage verbringen wollen, entschieden wir uns, mit dem Bus etwas suedlicher von Vallenar ans Meer zu fahren. Ein Busfahrer versicherte uns, uns nach Punta de Chorros zu fahren. Spaeter mussten wir dann feststellen, dass damit wohl nur die "Autobahnausfahrt" (=Rastplatz mit Schotterstrasse, die weg von der Autobahn fuehrt) gemeint war. Wir wurden also mitten in der Wueste zwischen Kakteen, Sand, Fernfahrern und unendlich scheinenden Berglandschaften rausgelassen, ca. 50km von der Kueste und unserem Zielort (und der naechsten Zivilisation) entfernt. Also blieb uns nur uebrig, loszulaufen und bei jedem Auto den Daumen rauszuhalten. Wir waren gerade vertieft in ein Gespraech, wie lange wir mit ca. 2 Liter Wasser und und 3 Dosen Bier ueberleben koennen bzw. ob wir in der Nacht erfrieren werden, als das 3. Auto nach ungefaehr 15 Minuten anhielt und uns bis nach Punta de Chorros mitnahm. Dort bezogen wir fuer eine Nacht eine Cabaña und wurden Zeuge, wie Chile sich fuer die Fussballweltmeisterschaft in Suedafrika qualifiziert und im Zuge dessen dieses 400Einwohnerdorf immerhin einen Autokorso inklusive Feuerwehrauto zusammenstellte.
Am naechsten Tag machten wir uns zu Fuss auf in Richtung Autobahn. Nach einer eindrucksvollen 3stuendigen Wanderung zwischen Pazifik auf der Einen, ewiger Wuestenlandschaft auf der anderen, sowie wildumherlaufenden Lamas und Eseln gelangten wir ueber mehrere Trampversuche in das ca. 100km entfernte La Serena, wo wir im Hostel einige der anderen Freiwilligen trafen. Am naechsten Tag fuhren wir mittags zurueck nach Santiago.
Gestern war, wie schon erwaehnt, die erste Casa Alberto-Party auf unsere Verantwortung, Anlass war Jettes 23ster und Sarahs 20ster Geburtstag. Ein lustiges Aufeinandertreffen der deutschen und der chilenischen Art, zu Feiern, das sich bis zum Sonnenaufgang zog.
Generell bin ich hier inzwischen in einem Arbeitsalltag angekommen, mein spanisch wird mit jedem Wort besser, die Tias mit jedem Tag lustiger und der Tagesablauf immer routinierter.
Liebe Gruesse aus Santiago, wo man inzwischen in der Nacht in kurzer Hose und T-Shirt rumlaeuft und zum Fruehstueck Erdbeeren isst.
Jonas
Einige Fotos:

Am Strand von Punta de Chorros:


Benni und Teo machen sich fertig fuer die Wanderung:

Teo laesst seinen Emotionen gegenueber dem Busfahrer freien Lauf:


Benni mit Gockel auf den "Strassen" Punta de Chorros:

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Ein fsJ bedeutet auch Arbeit

Das letzte hochgeladene Foto mag vielleicht nicht diesen Anschein erregen, aber nach einer Woche ganztaegig Arbeiten wird mir doch bewusst, wie anstrengend diese Arbeit sein kann. Ich arbeite jeden Tag von 8.30 bis 17.30 und neben meiner Hauptaufgabe, auf die Kinder aufzupassen, kommen oft noch Arbeiten im Hof dazu. Gestern habe ich zum Beispiel den ganzen Vormittag Unkraut beseitigt, heute habe ich zwei Regale in knallrot und -gelb angestrichen. "Auf die Kinder Aufpassen" bedeutete heute unter Anderem, das Gesicht eine Kindes zu saeubern, weil es versucht hat, Erde zu essen.

Erfreulich ist jedenfalls das Wetter: Nach laengerem Zoegern zeigt sich nun doch der Fruehling und die meiste Zeit schein die Sonne. Zu allem Ueberfluss steht uns auch noch ein verlaengertes Wochenende bevor, da der kommende Montag Feiertag ist. Diese Gelegenheit werden wir nutzen, um nach La Serena, eine Stadt im sonnigen Norden, zu reisen.

Zu guter letzt will ich mit der Erwaehnung auf dieser Seite meinen Respekt ("Probs") dem Radiosender "horizonte 103.3" zollen: neben Ratatat, Morissey, Radiohead, Sufjan Stevens, Cake, Mogwai, Portishead, Antony and the Johnsons, Elliott Smith (und vielen anderen) wurde hier sogar einmal die Weilheimer Band "The Notwist" gespielt.

FruehlingsGruesse,

Jonas

Samstag, 3. Oktober 2009

Die Wg

Pisco Sour/Piscola-Session:

Samstag, 19. September 2009

Tia Vane hilft beim Cueca-Tanz:


Auch am Dieciocho wird die eine oder andere Traene vergossen:



Recoleta:

Donnerstag, 17. September 2009

Viel gibt es nicht zu berichten. Morgen ist der Dia de Independencia, kurz dieciocho (18), an dem Chiles Unabhaengigkeit gefeiert wird und eine Ausrede fuer viele Chilenen, schon Mittags den ersten Pisco Sour zu trinken. Wegen dieses Feiertags wird in der Salacuna die ganze Woche schon gefeiert: Die Kinder haben chilenische Volkstaenze gelernt, die sie, zwar nicht unbedingt choreographisch richtig, aber zumindest schick angezogen und motiviert, gestern ihren Eltern vorgetanzt haben. Heute gab es zur Feier des Tages chilenische Koestlichkeiten vom Grill fuer die Tias und Tios. Seit Samstag bin ich stolzer Besitzer eines gruenen (ziemlich) gebrauchten Rennrads, mit dem ich seitdem zur Arbeit fahre.
Eine weitere wichtige Anschaffung der letzten Tage ist die Alarmanlage fuer das Casa Renca, die seit gestern installiert ist. Benni, Teo, Marie und Malte koennen also wieder ruhig schlafen.

Jetzt werde ich erstmal das verlaengerte Wochenende geniessen und die chilenische Unabhaengigkeit feiern.

Bis dann,

Jonas

ps: Fotos folgen!

Samstag, 5. September 2009

Tio Jonas

So. Seit Montag bin ich jetzt offiziell "Tio Jonas" (Tio=Onkel) in der Salacuna Millaray. Die Kinder, die ich betreue, sind alle ca. 2 Jahre alt, in der Sala nebenan passt Tia Regina auf die Kinder bis ein Jahr auf. Dadurch, dass Millaray eher klein ist, herrscht ein angenehmes familiaeres Arbeitsklima. Die Kinder haben mich sehr schnell als neuen Tio akzeptiert und klettern auf meinen Ruecken, schreien dabei "Caballo, caballo!" (=Pferd) oder wollen, dass ich sie in den Arm nehme und in die Luft werfe. Dann wird die Musik angemacht und die Tias packen ihren Hueftschwung aus und die Kinder demonstrieren ihr ausgereiftes Rhythmusgefuehl und mir wird die Steifheit und Ernsthaftigkeit meiner deutschen Gene bewusst.

Die Haeuser, die bis jetzt noch teilweise von zwei Freiwilligengenerationen bewohnt werden, werden immer leerer. Langsam fliegen all die Ex-Freiwilligen nach Deutschland zuerueck. Der Abschied ist meistens eine ziemlich traenenreiche Angelegenheit und wir neuen sind immer mehr auf uns alleine gestellt.

Desweiteren ist zu berichten, dass in das Freiwilligenhaus in Renca bereits 2 mal eingebrochen worden ist. Benni laeuft seitdem in kurzer Hose (bei ca. 15 Grad) rum, da alle seine langen Hosen geklaut wurden. Der groesste Verlust ist wohl der Laptop, den der Einbrecher mitgenommen hat.

Trotz dieser schockierenden Nachricht fuehle ich mich hier sehr wohle und freue mich immer sehr ueber eure Emails!

Samstag, 29. August 2009

Angekommen

Guten Tag!

Vor 2 Tagen bin ich endlich im Casa Alberto im Stadtteil Recoleta in Santiago de Chile angekommen. Ich wohne mit 3 sehr netten Maedchen (Jette, Sarah, Regina) zusammen, das Haus ist recht klein aber sehr gemuetlich. Bis jetzt schlafe ich noch auf dem Sofa, weil mein Bett von einer Freiwilligen des letzten Jahres noch besetzt ist. Ich bin ueberwaeltigt von Chiles Schoenheit: soweit es der Smog zulaesst, hat man einen wunderschoenen Blick auf die Anden und auch "mein" Stadtteil Recoleta besitzt trotz einem eher heruntergekommenen Stadtbild und der Armut, die man hier nicht uebersehen kann, seinen Charme.

Naechste Woche wird der Sprachkurs am Goetheinstitut beginnen, von da an werden wir 2 mal in der Woche an unserem Arbeitsplatz arbeiten, bis der Sprachkurs fertig ist. Ab dann werden wir komplett in den Arbeitsalltag eingebunden sein.

Im uebrigen wird mein erster Eindruck auch davon beeinflusst, dass einem als Blondhaariger oft hinterher geschaut wird, den Maedchen wird bei jeder Gelegenheit hinterhergepfiffen und -gerufen. Die Menschen sind aber meistens sehr herzlich und nett: Unsere Nachbarin zum Beispiel hat uns gestern einen koestlichen gebratenen Fisch vorbeigebracht und viele Menschen in diesem Viertel kennen Schwester Carolin, eine sehr herzliche und nette aeltere Frau, die Cristo Vive hier in den 70er Jahren aufgebaut hat, weshalb man nett begruesst wird.

Soviel zu meinem ersten Eindruck,

bis denne.



Casa Alberto, mein neues Zuhause:



Und noch mal von Innen (das Wohnzimmer), es sieht undordnetlicher aus, als es ist:



Euer Jonas